Die Geschichte der Tafeln

Die erste deutsche Tafel wurde von der Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. 1993 in Berlin gegründet.
Nach einem erschütternden Vortrag der damaligen Sozialsenatorin Ingrid Stahmer wollten die engagierten Berlinerinnen vor allem die Situation der Obdachlosen der Stadt verbessern. Ein Mitglied der Gruppe, frisch aus den USA zurückgekehrt, stellte die entscheidende Frage: Warum nicht das Konzept der New Yorker City Harvest auf Deutschland übertragen?

Nachdem Obdachloseneinrichtungen großen Bedarf an einer solchen Initiative bestätigten und die Berliner Lebensmittelproduzenten und Einzelhändler Unterstützung signalisierten, begann mit einer Pressekonferenz am 22. Februar 1993 die Geschichte der Berliner Tafel – und damit der Tafeln in Deutschland. Durch das große Interesse der Medien verbreitete sich die Idee im ganzen Land.

Der Gedanke, Lebensmittel einzusammeln, die nach den Gesetzen der Marktlogik „überschüssig“ sind, und diese an bedürftige Menschen und soziale Einrichtungen weiterzugeben, schien einfach und sinnvoll.

Im Oktober 1994 gründeten sich die Münchner und die Neumünsteraner Tafel. Den großen Durchbruch schaffte die Tafel-Initiative mit der Gründung der Hamburger Tafel im November 1994. Der gigantische Presserummel, der sich hier entwickelte, steigerte die Bekanntheit der Tafeln in besonderem Maße. Und gab vielen den Ansporn, in der eigenen Stadt ebenfalls eine Tafel zu gründen. Um Erfahrungen besser miteinander austauschen zu können, gründeten die damals existierenden 35 Tafeln am 15. September 1995 den „Dachverband Deutsche Tafelrunde“. Ein Jahr später, bei der Jahrestagung in Jena, wurde der Dachverband in „Bundesverband Deutsche Tafel e.V.“ umbenannt. Der Sitz des – wie die Tafeln ehrenamtlich geführten – Verbands befand sich in den folgenden elf Jahren immer dort, wo seine Vorsitzenden wohnten und wirkten: erst in Celle, dann in Berlin, dann im schleswig-holsteinischen Preetz.

Heute hat der Bundesverband eine professionelle Geschäftsstelle und seinen Sitz wieder in Berlin. Der Verband dient als Informationsdrehscheibe aller Tafeln in Deutschland – nach innen zu den Mitgliedern, nach außen zur Öffentlichkeit. Ebenso koordiniert und betreut er die überregionalen Spender und Sponsoren, die, neben den zahlreichen Spendern vor Ort, die Tafel-Arbeit in Deutschland erst möglich machen. Denn um helfen zu können, sind die Tafeln selbst auf Hilfe angewiesen. Neben Spendern und Sponsoren sind es die ehrenamtlichen Helfer, die die Tafel-Arbeit ermöglichen. Derzeit spenden über 50.000 Menschen in Deutschland ihre Freizeit und ihr Know-how für die Tafel-Idee. Heute gibt es in Deutschland mehr als 900 Tafeln. Und die Tafel-Idee zieht ihre Kreise auch außerhalb des Landes.

Nach deutschem Vorbild sind ‚Feedback’ im südafrikanischen Kapstadt, eine Foodbank in Sidney (Australien), die Wiener Tafel in Österreich und die Schweizer Tafeln entstanden. Die ursprüngliche „Zielgruppe“ der Tafeln hat sich inzwischen gewandelt: Obdachlose stellen mittlerweile nur noch einen geringen Anteil an Tafel-Kunden. Heute unterstützen die Tafeln in Deutschland vor allem Arbeitslose und Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner mit Lebensmitteln. In knapp 20 Jahren haben sich die Tafeln zu einer der größten sozialen Bewegungen der heutigen Zeit entwickelt. Das alles wurde erst durch das Engagement vieler engagierter Menschen möglich.

Allen, die an der Entstehung und Entwicklung der Tafeln beteiligt waren und sind, gilt an dieser Stelle unser größter Dank!